2022-12-03 Die Glocke
Ein Puzzle aus Daten
Das Digitalarchiv des Heimatvereins Rietberg ähnelt einem unendlichen Puzzle aus Daten und Informationen. Alte Fotos, Akten und Dokumente, die es früher nur auf Papier gab, stehen in einem Programm online zur Verfügung. Initiator Wolfgang Stroop hofft nun, weitere Mitwirkende zu finden, um sich mit weiteren Vereinen zu vernetzen.
Alte Dokumente, Akten, Fotos Büchern und Zeitschriften liegen vor den Rietberger Heimatfreunden auf dem Tisch. Einige wurden bereits digitalisiert, weitere sollen folgen. Bei einer Tasse Kaffee überlegen die Rietberger Heimatfreunde, wie sie die Daten im Portal am besten nutzen können.
Die Idee für die digitale Datenbank stammt von Dr. Klaus-Werner Kahl, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins aus Hörstel-Riesenbeck (Kreis Steinfurt). Seit 2018 können deutsche Heimat- und Geschichtsvereine die digitale Datenbank gegen eine Kostenbeteiligung nutzen. „Das Portal führt zu einer ganz neuen Dimension der Recherche, erläutert Wolfgang Stroop, zweiter Vorsitzender des Rietberger Heimatverins, begeistert. „Sucht ein Ahnenforscher beispielsweise nach seinen Vorfahren und ruft das Profil einer Person auf, verknüpft das System automatisch alle weiteren verfügbaren Daten, die mit der Person in Verbindung stehen, wie Familienangehörige oder Gebäude. Und das auch über die Ortsgrenzen hinaus. Das spart eine Menge Zeit und Aufwand“ sagt Stroop.
Sehr alte, empfindliche Dokumente könnten beliebig oft angesehen und ausgedruckt werden, ohne dass sie Schaden nahmen. Grund genug für den Heimatverein Rietberg, mit der Digitalisierung zu beginnen. Ein Team aus neun ehrenamtlichen Helfern scannt die Daten ein, fotografiert sie und lädt sie hoch. Im Portal werden sie mithilfe von Schlagwörtern mit den Informationen aus dem Archiv verknüpft. Dafür wurden mehrere Arbeitsplätze mit Computern und Scannern eingerichtet.
„Trotz der vielen Daten im System sind Datenschutz und Privatsphäre weiter garantiert. Die Administratoren müssen Berechtigungen erteilen. Private oder sensible Inhalte werden nicht veröffentlicht. „Im Portal ist nur zu sehen, was auch wirklich gesehen werden soll“, sagt Stroop.
Bereits 15 Vereine profitieren von der Software, Ziel ist, die Nutzung auf so viele Vereine wie möglich zu erweitern, sodass ein zusammenhängendes Netz entsteht. Dabei profitieren die Nutzer gegenseitig voneinander. Die Rietberger blicken zuversichtlich auf den Austausch zwischen den Heimatvereinen. Es sei eine Chance, miteinander in Kontakt zu treten.
Auch Klaus-Werner Kahl ist überzeugt: „Man kann voneinander lernen und seine eigenen Daten entsprechend anpassen und erweitern.“ Wolfgang Stroop stimmt ihm zu: „Uns ist besonders wichtig, dass Heimat nicht nur Vergangenheit und Gegenwart ist, sondern auch Zukunft.
1370 Personen bereits erfasst
„Die Digitalisierung tritt dem allmodischen, verstaubten Ruf des Heimalvereins entgegen“, erklärt Wolfgang Stroop. „Wir wollen mit der Zeit gehen“ Da sind die digitalen Medien definitiv ein Muss. Klaus Honerlage erzählt, dass er im Alltag oft von Bürgern angesprochen wird, die Dokumente, Fotos oder Bücher zur Verfügung stellen wollen. Er meint: „Solch eine positive Resonanz ist die beste Motivation, die man bekommen kann.“
Der eine oder andere hat auch durch das Digitalisierungsprojekt den Heimatverein für sich entdeckt, Klaus Honerlage las in einem Zeitungsartikel von den Plänen und entschied sich, sich selbst mit seinen fotografischen Fähigkeiten einzubringen. Heute ist er froh, Mitglied des Vereins zu sein.
Stroop hofft auf die Teilnahme weiterer Interessenten für das Team: „Die Fördermittel reichen weitgehend aus. Die Leute sind das Kapital, das wir gerade am ehesten brauchen“.
Dabei lässt sich für jeden die passende Aufgabe finden, wo auch immer seine persönlichen Interessen liegen.
380 Bilder wurden allein in Rietberg bereits digitalisert, 200 Organisationen, Firmen und Vereine kommen vor. 1370 Personen wurden verschlagwortet. „Durch das digitale Archiv wird der Verein auch für jüngere Menschen interessant, die sich in das Projekt einbringen wollen“, sagt Stroop.
Langfristig sollen alle Rietberger Vereine einen Zugang zu dem Digitalarchiv bekommen, damit diese selbstständig Inhalte einpflegen können. Dabei soll eine Verknüpfung zwischen der Homepage der Vereine und dem Portal erstellt werden. „Mithilfe der Datenbank konnen Geschichten und Informationen zu verschiedenen Zeitabschnitten, Gebäuden und Personen gesammelt werden. Damit kann man dann zum Beispiel einen Kalender
erstellen.
Lara Tecklenborg